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Freitag, 15.05.2020

Menschenrechtler: In Bangladesch droht humanitäre Katastrophe

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer humanitären Katastrophe in einem Rohingya-Flüchtlingslager in Bangladesch

Göttingen - Dort hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine erste Covid-19-Erkrankung bestätigt. "Das ist ein Albtraum für alle Hilfsorganisationen"; rund 900.000 Menschen lebten in dem Lager auf engstem Raum, sagte GfbV-Direktor Ulrich Delius (Donnerstagabend) in Göttingen. Man könne keinen ausreichenden Abstand halten. Die Gefahr einer Ansteckung sei enorm groß.




Die Behörden Bangladeschs müssten nun endlich die Internet- und Mobiltelefon-Beschränkungen im Lager aufheben, damit die Geflüchteten über die Gefahren der Pandemie und über Vorsorgemaßnahmen informiert werden könnten, fordert die Menschenrechtsorganisation. Auch müsse die humanitäre Hilfe für die Lagerinsassen dringend verstärkt werden. Die drohende Ausbreitung von Covid-19 in dem riesigen Lager im Distrikt Cox's Bazar werde Stigmatisierung und Ausgrenzung der Flüchtlinge in Bangladesch weiter schüren, befürchtet die GfbV.

Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen hatten seit langem vor unhaltbaren Missständen in dem Lager gewarnt. Die Behörden Bangladeschs hätten aber jede Verbesserung der hygienischen Verhältnisse verweigert, um weitere Rohingya vor einer Flucht aus Myanmar nach Bangladesch abzuschrecken, so Delius. Daher trügen die Behörden eine "Mitverantwortung für die sich nun abzeichnende humanitäre Katastrophe".

Rund 730.000 muslimische Rohingya waten seit Herbst 2017 vor Übergriffen in Myanmar ins Nachbarland geflohen und leben überwiegend in einem Lagerkomplex im Südosten Bangladeschs. Weitere 200.000 Angehörige der verfolgten Minderheit hatten in dieser Region schon vorher Zuflucht gefunden.