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Donnerstag, 08.11.2018


Jeder dritte Deutsche vertritt rassistische Positionen

Autoritarismusstudie von Uni Leipzig, Heinrich-Böll-Stiftung u.a. warnt vor ansteigender Feindlichkeit gegenüber Minderheiten – Aiman Mazyek spricht sich für Integrations- und Präventionskonzepte auch für diesen Teil der Bevölkerung aus: „Rassistische Einstellungen sind eine gefährliche Einstiegsdroge in extremistische Handlungen.“

Berlin/Leipzig Die Autoren der Studie "Flucht ins Autoritäre" warnen davor, dass die Abwertung bestimmter Gruppen - wie Muslime, Asylbewerber oder Sinti und Roma - deutlich zugenommen habe. "Die Muslimfeindschaft ist weiter gestiegen. Der Forderung, Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland zu untersagen, stimmen 44,1% der Befragten zu. In den neuen Bundesländern liegt dieser Wert mit 50,7% noch einmal deutlich höher als in den alten (42,2%). Die Aussage, man fühle sich wegen der vielen Muslime »wie ein Fremder im eigenen Land«, bewerteten sogar 55,8% als zutreffend (54,8% im Osten, 56,1% im Westen). Bei beiden Items ist der Anteil der Befragten mit antimuslimischem Ressentiment seit 2014 um die 10 Prozentpunkte gewachsen." So die am Mittwoch in Berlin vorgestellte Studie "Flucht ins Autoritäre" der Universität Leipzig.

ZMD-Vorsitzender Aiman Mazyek kommentiert dies wie folgt: „Feindliche und rassistische Einstellungen, auch und insbesondere gegenüber Muslimen, sind eine gefährliche Einstiegsdroge in extremistische Handlungen. Zudem sind solche Haltungen, die im Osten leider noch verstärkter auftreten, erheblich demokratiegefährdend. Fast ein Drittel unserer Bevölkerung mit inzwischen rassistischen Einstellungen brechen uns damit für eine demokratische Gesellschaft weg. Deshalb sollte schnell und laut auch mal darüber nachgedacht werden, wie nachhaltige und einheimische Integrations- und Präventionskonzepte für diesen Teil der Bevölkerung aussehen könnten.“

Die Studie macht auch Unterschiede zwischen Ost und West aus. In Ostdeutschland sind autoritäre und rechtsextreme Einstellungen danach verbreiteter: 8,5 Prozent der Menschen haben dort eine geschlossen rechtsextreme Einstellung - gegenüber 5,4 Prozent in Westdeutschland. Der zweite Studienleiter Elmar Brähler erklärte den Unterschied vor allem mit einer anderen Sozialstruktur. Zudem verwies er darauf, dass seit der Einheit gerade viele gut ausgebildete Menschen von Ost nach West gezogen seien.

In der Studie wird auch auf die AfD Bezug genommen. In der Partei hätten die Rechtsextremen eine politische Heimat gefunden, heißt es. Wähler der AfD zeigten häufiger als Wähler anderer Parteien ausländerfeindliche oder antidemokratische Einstellungen.

Zusammenfassend heißt es: "Die bundesdeutsche Gesellschaft ist von rechtsextremen Einstellungen durchzogen. Das trifft auf die Bevölkerung im Westen, doch noch stärker auf die im Osten zu. Die hohe Bereitschaft, andere abzuwerten, ist manifest nachweisbar; hinzukommt, dass sich ein großer Teil an Befragten nicht eindeutig zur gleichberechtigten Position aller Menschen in der Gesellschaft bekennt (»teils/teils«-Antworten, sogenannte Latenz). In der Ambivalenz gegenüber demokratischen Normen – eigene Freiheitsrechte ja, universelle Gültigkeit derselben nein – wird zudem ein Bedrohungspotenzial für die Demokratie sichtbar: Teile der Bevölkerung sind für rechtsextreme Ziele mobilisierbar. In Ost- wie Westdeutschland sind Ressentiments gegenüber Gruppen, die als fremd oder anders wahrgenommen werden, manifest oder mindestens latent vorhanden.

(KNA/Eigene)