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Montag, 06.08.2018


Radikal unterpräsentiert und zu wenig Partizipation

Statistische Bundesamt: Die Zahl der Menschen mit einem Migrationshintergrund in Deutschland ist 2017 um 4,4 Prozent auf 19,3 Millionen gestiegen

Ab 2015 ist die Gesamtbevölkerung von knapp 80 Millionen auf etwa 81,8 Millionen Menschen im Jahr 2017 gestiegen. 2005 war die Bevölkerung der Bundesrepublik noch von 82,5 Millionen auf 79,3 Millionen im Jahr 2011 zurückgegangen, seitdem aber wieder gewachsen. Zugleich sank seit 2005 der Anteil von Menschen ohne Migrationshintergrund von 66 Millionen auf 62,4 Millionen. Seit Anfang der 1970er Jahre überwiegt die Anzahl der Sterbefälle die der Geburten. Die Bundesrepublik war damit das erste Land weltweit in dem in Friedenszeiten die Geburtenanzahl niedriger war als die der Sterbefälle. Zugleich wuchs die Einwohneranzahl der Bundesrepublik durch Einwanderung. Der Bevölkerungsanteil der einen Migrationshintergrund aufwies, stieg seit 2005 von 14 auf 19 Millionen.

Vor allem in den westdeutschen Großstädten ist der Migrationsanteil hoch. In Hamburg hat knapp jeder dritte Einwohner einen Migrationshintergrund, 45 Prozent der unter Sechsjährigen und 46 Prozent der unter 18-jährigen, sowie 40 Prozent der unter 30-jährigen. In Frankfurt am Main hat jeder zweite Einwohner eine Migrationsgeschichte, während 55 Prozent in der Altersgruppe von ein bis sechs Jahren keine deutschen Wurzeln haben. Bei den unter 18-jährigen trifft dies auf zwei Drittel der Bevölkerung jener Altersgruppe zu. Auch in den anderen Großstädten wie in Köln, München und Stuttgart beträgt der Migrationshintergrund der jüngsten Altersgruppe der unter Sechsjährigen mehr als die Hälfte. In Berlin und Hamburg liegt er mit 48 und 44 Prozent nur knapp darunter.

Fast ein Viertel der Menschen hierzulande haben einen Migrationshintergrund, im öffentlichen Leben aber spiegelt sich das kaum wider. Sie haben schlechtere Chancen, das Abitur zu machen und eine Wohnung zu finden. In Führungspositionen sind sie radikal unterrepräsentiert, im Bundestag, in der Wirtschaft, den Medien. Und das nicht, weil sie weniger talentiert wären - sondern weil sie mit Stereotypen zu kämpfen haben.

Die Parteien sollten mit gutem Beispiel vorangehen und auf ihren Wahllisten Quoten für Menschen mit Migrationshintergrund einführen. Vermieter könnten einen Teil ihrer Wohnungen bewusst an diejenigen vergeben, die es wegen ihres Nachnamens auf dem Mietmarkt schwer haben. Das wäre im Sinne der Demokratie. Sie lebt davon, dass sie die Interessen aller hier lebenden Menschen in gleichem Maße berücksichtigt.