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Leserbriefe

Mittwoch, 20.01.2010



M. Belal El-Mogaddedi schrieb:
"Herr Qaradawy hat an keiner Stelle seiner Rede ein Verbot des Weihnachtsfestes gefordert"

Als ehemaliger Student der arabischen Literatur und Orientalischer Sprachen hätte sich Ihr Korrespondent Herr Volker Windfuhr in Kairo die Mühe machen sollen, die Rede on Herrn Qaradawy im arabischen Original anzuhören, anstatt sich auf eine tendenziöse Übersetzung der Rede durch das fragwürdige Internetportal „MEMRI“ zu verlassen.
Herr Qaradawy hat an keiner Stelle seiner Rede ein Verbot des Weihnachtsfestes gefordert, noch sonst den Christen das Recht abgesprochen, ihre religiösen Feste in Muslimischen Mehrheitsgesellschaften zu feiern. Seine Rede war an Muslime adressiert, sich nicht die Praxis nicht-Islamischer Feierlichkeiten mit eindeutig religiösem Bezug zu Eigen zu machen.
Dagegen ist nichts einzuwenden, denn in Deutschland ist es ja schließlich auch nicht üblich, dass Christen das Islamische Opferfest und das Islamische Fest des Fastenbrechens feiern.

Angesichts der Tatsache, dass vor einiger Zeit ein Parlamentsgeordneter für seine Forderung, einen offiziellen Islamischen Feiertag in diesem Land einzuführen, fast geteert und gefedert worden wäre, ist die weihnachtliche und gegenstandslose Empörung über Herrn Qaradawy, die dieser Bericht zu verursachen sucht, einerseits geradezu grotesk. Andererseits ist er leider auch Ausdruck eines gesellschaftlichen wie auch medialen Zustandes, der Muslime und Islam selten positiv projiziert.
In den 55 Jahren (!), die meine Familie in Deutschland lebt, haben nur 2 (!) Nicht-Muslime es geschafft, unserer Familie zu den Islamischen Festen zu gratulieren, nur einer ist Deutscher, der andere ist ein Serbe aus dem ehemaligen Jugoslawien. Wir werden trotzdem an unserer Jahrzehnte alte Familientradition festhalten, und unseren christlichen Freunden zu ihren religiösen Festen gratulieren.
Den Artikel von Herrn Windfuhr haben wir in unserem Ordner mit dem Namen „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer verdreht die Wahrheit am Besten in diesem Land?“ abgeheftet!